Erlebnis: Umsteigen!

Ein App-Konzept gegen Pünktlichkeit.

Aufgabenstellung

UX-Design-Studium: Entwicklung einer App zum Thema Mobilität.

Die meisten Teams entschieden sich für das Naheliegende:

  • Navigation.
  • Energieeffizienz.
  • Stauvermeidung.
  • Ladeinfrastruktur.

Alles relevant. Alles bekannt. Alles überall.
Kurz: alles schon da.

Unsere Gegenfrage lautete:

Was blenden wir aus, weil es zu banal, zu nervig oder zu unsexy erscheint?
Wo liegt das Desinteresse? Die Verlegenheit? Das Gähnen?

Unsere Antwort:

Nicht „Auto“. Nicht „E-Mobilität“. Nicht mal „Stau“.

Sondern:

Die Eisenbahn.

Nicht als Gesamtsystem – sondern reduziert auf das, was viele mit ihr verbinden:

Bahnhöfe, Gleise, Waggons. Verspätung, Gedränge, Umsteigen.

Und genau dort beginnt unsere Idee.


Der Auslöser

Ein persönlicher Reisebericht:
Viermal in meinem Leben in Köln gewesen. Wartend im ICE sitzend den Dom durch die Glaskuppel gesehen.
Nie ausgestiegen. Sitzplatzreservierung. Zeitdruck. Zugbindung. Kein Spielraum.
Dabei wäre der Dom genau nebenan gewesen.


Die Idee

Eine App, mit der man spontan aussteigen kann – in Köln, Nürnberg, Kassel oder Bad Aibling.

Die App erkennt den Bahnhof und sagt dir:

„Ich kann dir 90 Minuten Spielraum verschaffen. Und du nutzt sie – für ein Erlebnis.“

Sie schlägt in Echtzeit passende Entdeckungen vor:

  • 90 Minuten Kultur
  • 45 Minuten Shopping
  • 60 Minuten Entdeckertour

Sie bucht automatisch die nächste passende Verbindung.
Inklusive Platzreservierung. Garantiert, dass du trotzdem ankommst. So wie geplant – nur mit einer Erfahrung mehr.

Sie erkennt deinen Reisestil: neugierig oder zielgerichtet. Und sie verlängert auf Wunsch.

Es gibt auch ein Maskottchen dazu:

Ein grantiger Schutzengel der Mobilität: Dienstmann Nr. 172, in Anlehnung an „Der Münchner im Himmel“.
Er ist nicht perfekt. Eher widerwillig hilfsbereit. Aber genau deshalb sympathisch.
Er ist die App – und manchmal auch der Grund, warum was schiefgeht.
Und wenn’s trotzdem klappt, ruft er:

„Halleluja. Luja sog‘ i!“


Der kreative Bruch

Was ist beim Reisen mit der Bahn das Nervigste?

Das Umsteigen.

Niemand mag’s. Alle hetzen. Alle wollen schnell weiter.
Noch Stress mit dem eigenen, verspäteten Zug. Überfüllte Bahnsteige. Koffer im Weg.

Und jetzt kommt der Bruch:

Was wäre, wenn man das Umsteigen nicht vermeidet – sondern feiert?
Wenn man es nicht als Zwang begreift – sondern als Gelegenheit?

Nicht Ankommen. Aussteigen. Durchatmen. Erleben.

Und wenn’s mal nicht so läuft wie versprochen?

Dienstmann Nr. 172 hat halt wieder keine Lust.
Er ist eben auch eine Flocke.


Was daraus entstehen kann

  • Tourismus auf Umwegen: Neue Zwischenziele, die man sonst nie gesehen hätte.
  • Lokale Wirtschaft fördern: Gastronomie, Kultur, Einzelhandel profitieren von spontanen Gästen.
  • Reiseerlebnis vertiefen: Statt durchrauschen – durchatmen.
  • Flexibilität als Komfortmerkmal: Die App denkt mit, plant um, lädt ein.
  • Wiedererkennungswert: Dienstmann Nr. 172 als Plüschfigur, Schlüsselanhänger oder Button – erhältlich am Bahnhofskiosk. Für Reisende mit Erlebnislust.

Die schlechteste Lösung (Dialog)

Bahnmanager:
Also lassen Sie mich das zusammenfassen:
Sie wollen, dass die Leute aussteigen, obwohl sie weiterfahren wollen?

13Flocken:
Ja. Natürlich wollen sie weiterfahren.
Aber sie können ja oft gar nicht weiterfahren.
Verspätung. Signalstörung. Zug fällt aus.
Da steigen die Leute gerne aus – wenn sie was davon haben.

Bahnmanager:
Das ist doch kein Konzept. Das ist ein Kollateralschaden.

13Flocken:
Klar. Und wir machen aus dem Schaden ein Feature.
Aus Not wird Neugier. Aus Frust ein Spaziergang.

Bahnmanager:
Aber das Ziel ist doch, dass die Leute schnell ankommen.

13Flocken:
Unser Ziel ist, dass sie was erleben, wenn sie mal nicht ankommen.

Bahnmanager:
Wir haben Milliarden in Pünktlichkeit investiert.

13Flocken:
Hat sich gelohnt!
Jetzt gibt’s nur noch 12 Minuten Verspätung im Schnitt.
Reicht locker für einen Espresso.

Bahnmanager (grimmig):
Und wenn es mehr wird?

13Flocken:
Dann gibt’s halt ein Museum, ein Ticket für die Ausstellung,
und ein Tisch im Bistro, das in 15 Minuten serviert.
Die App macht das alles. Und bucht den nächsten Zug. Mit Platzreservierung.

Bahnmanager:
Aber… die Infrastruktur…?

13Flocken:
Bahnhöfe im Umbau. Züge kaputt. Verspätung ohne Ende.
Perfektes Timing! Jetzt ergibt das alles plötzlich Sinn.

Bahnmanager:
Moment – Sie schlagen also vor, dass wir unsere Schwächen…
zu einem Erlebnisprodukt machen?

13Flocken:
Nicht schlagen vor. Machen schon.
Der neue Claim lautet:
„Deutsche Bahn – Ankommen ist überbewertet.“

Bahnmanager (entgeistert):
Das ist… das ist doch keine Mobilitätslösung!

13Flocken:
Eben.
Es ist eine Erlebnislösung mit Gleisanschluss.

Bahnmanager:
Sie sind doch verrückt.

13Flocken:
Richtig.
Und Sie haben den Zug verpasst.

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