
Kontext:
Mediamarkt-Projekt zum Thema Einkaufserlebnis. Technische Innovation erwünscht.
Viele Gruppen konzentrieren sich auf Preis- und Funktionsvergleich, Nachhaltigkeit, CO₂-Bilanzen oder digitale Beratungssysteme.
Die Idee:
Ein physischer Raum im Mediamarkt – ganz in Weiß. Neutral. Ohne echte Produkte. Stattdessen: Dummy-Objekte mit QR-Codes.
Kartons, Tastaturen, Bildschirme, alles reduziert auf Form.
Kund:innen betreten den Raum mit einer VR-Brille. Dort sehen sie die echte Raumstruktur – aber überlagert mit einer realitätsnahen, individuell wählbaren virtuellen Welt:
eine stilisierte Wohnsituation. Barock oder IKEA. Holz oder Hightech.
Sie erleben, wie sich Geräte in ihrem zukünftigen Zuhause anfühlen könnten – nicht auf dem Regal, sondern im Leben.
Der Regelbruch: Emotion statt Funktion
Hier geht es nicht um Technik. Nicht um Vergleichstabellen, CO₂-Bilanzen oder 5G-Protokolle.
Hier geht es um ein Gefühl. Ein Zuhause. Eine Entscheidung, die im Bauch fällt – nicht im Datenblatt.
Und das ist kein Trick. Es ist nur ehrlich.
Denn in Wirklichkeit war es doch schon immer so:
Menschen entscheiden emotional – und begründen es dann mit Funktionalität.
„Weil’s besser passt.“ „Weil’s sich richtig anfühlt.“ „Weil’s schöner ist.“
Das Holodeck dreht diese Reihenfolge nicht um – es macht sie nur sichtbar.
Statt Beratung: Stil.
Statt Argument: Atmosphäre.
Statt Verkaufsdruck: Resonanz.
Wir verkaufen keine Produkte – wir schaffen Passung.
Der Twist:
Die Interaktion erfolgt ausschließlich über den Körper. Keine Controller, keine Menüs, keine Fernbedienung.
Man greift reale Objekte, sieht virtuelle Inhalte. Vergleichbar mit IKEA-Musterzimmern – nur radikal erweitert.
Wer von außen zuschaut, sieht nur: eine Person in einem weißen Raum, die scheinbar sinnlos durch Kartons greift, sich umdreht, Dinge dreht, sortiert.
Das wirkt bizarr – aber macht neugierig.
Die Idee dahinter:
Man kann den virtuellen Lebensstil anpassen. Wer sich für einen bestimmten Wohnstil entscheidet, bekommt dazu passende Geräte empfohlen.
Ein Mensch mit einem aufgeräumten, minimalistischen VR-Wohnzimmer bekommt keine fünf Geräte mit RGB-Lichtleisten vorgeschlagen – sondern ein einziges, elegantes Modell.
Der Clou:
Auch andere passende Produkte werden eingeblendet – vom Staubsauger bis zur Kaffeemaschine – und andere verschwinden.
Die virtuelle Welt versteht den Stil.
Und noch weiter gedacht:
Das Holodeck reagiert auch auf die Art des Stils – nicht nur in der Produktauswahl, sondern in der Menge, der Ordnung, der Atmosphäre.
- Wer es verspielt mag, bekommt ein Setzkasten-Erlebnis – mit vielen kleinen Gegenständen, charmant verteilt, wie ein Miniaturen-Museum.
- Wer klare Linien bevorzugt, sieht nur wenige, streng gesetzte Objekte – aufgeräumt, fokussiert, fast kuratiert.
Nicht nur das Was – auch das Wie wird zum Stilmittel.
Und das Wie ist oft wichtiger als das Was.
Denn es geht nicht darum, was man hat – sondern wie es sich anfühlt, wirkt, lebt.
Was daraus entstehen kann:
- Echte Produkterfahrung im Kontext statt im Regal
- Zielgerichtete, stilabhängige Produktempfehlungen
- Nutzererlebnis als Immersion statt Beratungsgespräch
- Social Buzz im Laden: Menschen wirken seltsam – und ziehen andere an
Und als Erweiterung:
Ein reales Holodeck-Stilzimmer im Markt – mit echten Möbeln im weißen Look, aber mit grafisch gestalteten QR-Codes als Deko:
- Kissen mit ornamentalen Codes: Herzen, Blumen, Flocken statt Pixelwürfel
- Lampenschirme mit stilisierten Tagging-Zeichen
- Vasen und Sofas als weiße Platzhalter – aber voller versteckter Information
Der Stil wird zur Sprache.
Das Interface wird Teil der Innenarchitektur.
Und was wäre, wenn das Stilzimmer selbst ein Produkt wäre?
In Verbindung mit einer AR-Brille wird aus dem Holodeck nicht nur ein Einkaufserlebnis, sondern ein Lebensstil – oder besser: ein Liebensstil.
Eine Umgebung, die nicht nur funktioniert, sondern fühlt.
In der nicht der Preis entscheidet, sondern das Gefühl von Passung, Haltung, Ästhetik.
Die Technik verschwindet. Die Dinge sprechen – durch Stil.
Und die Wohnung wird zur Bühne der eigenen Identität.
Die schlechteste Lösung
(Ein Gespräch mit dem Auftraggeber)
Kunde: Also Sie schlagen vor, wir bauen einen leeren Raum – ohne Produkte – und lassen Leute mit Brillen auf Kartons starren?
13Flocken: Genau. Und die Kartons haben keinen Inhalt – nur Form. Die echten Produkte sehen Sie in Ihrer Brille.
Kunde: Aha. Und der Stil? Wird da irgendwie… sortiert?
13Flocken: Nicht nach Produktkategorien. Sondern nach Stilen. Nach Haltungen. Nach Lebensentwürfen. Oder, wenn Sie wollen: nach Liebensstilen.
Kunde: Liebens… was?
13Flocken: Ein Begriff, der über Wohnen hinausgeht. Menschen bewegen sich in einem Raum, der sie spiegelt – nicht nur funktional, sondern ästhetisch. Emotional. Mit AR entsteht daraus eine Welt, die nicht nur eingerichtet ist – sondern verinnerlicht.
Ein Holodeck für Sehnsüchte.
Kunde: Und wenn ich mich dann für ein „stilvolles Leben“ entscheide, schlägt mir das System die passende Espressomaschine vor?
13Flocken: Genau. Aber eben nicht die lauteste, billigste oder meistverkaufte. Sondern die, die zum Rest Ihres Raums passt. Die keine Dissonanz erzeugt.
Kunde: Sie wollen ernsthaft, dass wir technikferne Kund:innen mit teuren Brillen durch leere Räume schicken, um ihnen dann Kissen mit QR-Codes zu verkaufen?
13Flocken: Vielleicht sogar mit Flockenmustern. Die man lieben kann.
Kunde: Das ist … ein Albtraum für klassische Verkaufspsychologie.
13Flocken: Aber ein Traum für Menschen, die mehr wollen als nur Information.
Die eine Entscheidung nicht treffen – sondern empfinden wollen.
Kunde: Und von außen sieht man Leute, die in einem weißen Raum mit Kartons sprechen?
13Flocken: Genau. Und dann fragt man sich: Was sehen die, was ich nicht sehe?
Kunde: Das ist … merkwürdig. Verrückt. Irgendwie poetisch.
13Flocken: Und genau deshalb flockt es.
Schreibe einen Kommentar