
Studienkontext
Das Projekt entstand im Rahmen eines User Experience Design-Studiums.
Die Aufgabenstellung:
„Den Wasserhahn neu denken“ – unter Berücksichtigung von Corona-Pandemie, Hygiene und Nutzererlebnis.
Während die meisten Teams versuchten, das Wasser zu bändigen –
mit Sensoren, Desinfektionsanzeigen und klinischer Logik –
stellte ein Team eine andere Frage:
Wie fühlt sich Wasser an?
Statt Vermeidung: Berührung.
Statt Kontrolle: Sinnlichkeit.
Statt Interface: Intuition.
Die Idee
Die Inspiration kam nicht aus dem Labor, sondern aus dem Alltag:
Gartenschläuche, nasse Hände, Eiszapfen, die man ableckt.
Also Situationen, in denen Wasser berührt, gespürt, bespielt wird –
nicht gemessen oder dosiert.
Daraus entstand die Idee eines „Wasserzapfens“ –
ein Bedienelement in der Form eines Eiszapfens.
Hergestellt aus einem porösen Material, durch das Wasser gleichmäßig austritt.
Statt Knopf oder Sensor greift man den Zapfen direkt mit der Hand.
Das Wasser legt sich dabei als Film zwischen Haut und Oberfläche –
und reinigt beide gleichzeitig.
Ein hygienischer Vorgang, inspiriert vom Gegenteil: Körperlichkeit.
Und genau da begann der Regelbruch.
Regelbruch
Der Entwurf bricht bewusst mit Konventionen – und gewinnt dadurch gestalterische Tiefe:
- Man greift Wasser.
Ein Element, das sich normalerweise entzieht, wird hier direkt berührt. - Hygiene durch Kontakt.
In einer Zeit der Distanz wird körperliche Nähe zur Reinigungslogik. - Form statt Interface.
Kein Display, kein Sensorfeld – der Körper steuert durch Geste, nicht durch Technik. - Kindliches Verhalten als Designstrategie.
Anfassen, spüren, spielen – was im Alltag oft „verboten“ ist, wird hier gezielt aktiviert. - Kein klassisches Feedback.
Der Nutzer spürt Wirkung, nicht über UI-Elemente, sondern direkt über die Hand. - Unvernunft als Haltung.
Der Entwurf widerspricht gängigen UX-Mustern – und tut das mit voller Absicht.
Was daraus entstehen kann
- Ein Wasserhahn, der Nähe erlaubt statt sie zu verhindern
- Ein Design, das Hygiene nicht simuliert, sondern erlebbar macht
- Ein Konzept, das mit Alltagslogik bricht – und genau deshalb neugierig macht
Zusätzlich denkbar:
- Interaktive Brunnen- oder Kunstobjekte, die gezielt zur Berührung mit Wasser einladen –
nicht nur zum Zuschauen oder Durchlaufen, sondern zum aktiven Greifen, Spüren, Spielen - Neue Lern- oder Erlebnisräume in Museen, Schulen, Umweltzentren –
wo Wasser als Material begriffen wird – im wörtlichen Sinn - Wassersparende Systeme:
Durch die unmittelbare, gezielte Nutzung entsteht ein bewusster Umgang mit Wasser –
nur bei Kontakt, nur so viel wie nötig - Anwendung in der Schwerelosigkeit:
Der Wasserzapfen funktioniert ohne offene Ströme –
das Wasser tritt feinporig aus und haftet als Film auf der Oberfläche.
Dieses Prinzip könnte in der Raumfahrt genutzt werden:
zum gezielten, sparsam dosierten Reinigen von Haut in Raumstationen,
wo Wasser nicht fließen, sondern nur haften darf.
Wo liegt hier die schlechteste Lösung?
Ein Gespräch beim Projekt-Review
Hersteller:
Also … das soll eine Wascharmatur sein?
Das sieht ja aus wie ein Eiszapfen, den man lieber ableckt als benutzt.
13 Flocken:
Genau. Das ist der Punkt.
Hersteller:
Aber ehrlich – das Ding sieht auch aus wie ein Dackelpenis.
So was können wir doch keinem Hotelbad zumuten!
13 Flocken:
Kein Problem.
In der nächsten Version orientieren wir uns eher an einem Pferdepenis.
Klarer, greifbarer, besser proportioniert.
Hersteller:
Das meinen Sie ernst?
13 Flocken:
Ja. Weil es nicht um Gefälligkeit geht, sondern um Wirkung.
Weil Hygiene nicht nur technisch, sondern auch sinnlich sein kann.
Hersteller:
Ich dachte, wir sprechen hier über funktionales Design.
13 Flocken:
Tun wir. Nur dass unsere Funktion nicht im Vermeiden liegt, sondern im Ermöglichen.
Man greift Wasser.
Man spürt Oberfläche.
Man denkt nach.
Das ist auch Design.
Hersteller:
Und Sie glauben, das verkauft sich?
13 Flocken:
Vielleicht nicht auf den ersten Blick.
Aber es verändert, wie man über Wasser nachdenkt. Und das reicht uns fürs Erste.
Schreibe einen Kommentar