Jeder Designer, der was auf sich hält, fühlt sich dazu berufen, seine eingebungsreichen Ergüsse auf die armen, unkreativen Schweine um sich herum loszulassen. Warum soll das bei mir anders sein? Eben! Darum jetzt die Einführung zu meinem Buch über Kreativität.
Ein Vorbild zu haben ist immer gut
Ich habe ein uneinhohlbares, schon gar nicht überholbares Vorbild, einer meiner ehemaligen Chefs. Er hatte ein Buch geschrieben mit dem einprägsamen Namen „Ich bin Designer!“, im Eigenverlag vertrieben oder an seine ärgsten Feinde verschenkt. Das Buch hatte alles, was zu einem Buch gehört:
Zunächst mal war der Umschlag gelb. Das mag unwichtig erscheinen, doch ist es nicht, denn alles, was dieses Designbüro verlassen hat, war gelb. Oder gelb und anthrazit. Ganz selten gelb und ein Tupfer rot. Aber meistens nur gelb. Der Typ war heftig farbenblind und gelb war wohl die einzige Farbe, die bei ihm irgendeinen Farbreiz auslöste, darum war alles gelb.
Das Buch hatte neben Titel und der gelben Farbe eine ISBN-Nummer und man konnte es aufschlagen, die Seiten waren gefüllt mit Buchstaben, die sich zu Wörtern unterschiedlicher Länge verdichteten und hin und wieder durch Satzzeichen unterbrochen wurden. Von Bildern oder Illustrationen wurde der interessiert Leser verschont. War man auf der letzten Seite angekommen, konnte man das Buch mühelos zuschlagen und auf die Rückseite blicken, denn es hatte einen Hardcoverumschlag!
Damit kommen wir abschließend zum Unwichtigen, nämlich dem Inhalt des Buches. Wer schon immer nicht wissen wollte, wie es ist Designer zu sein, schließlich lässt der Titel dieses Motiv ausschließen, hat es in diesem Buch auch nicht vermissen können. Es hatte nicht sehr viele Seiten, aber auf denen erfuhr man alles darüber, wie man eine Modellbauwerkstatt einzurichten hat. Hier steht die Bandsäge, dort der Tellerschleifer, Frizzi und Fräse an die Wand. Und wie man die Werkstattschubladen füllt. Und am wichtigsten: wo steht der Staubsauger und wo Schaufel und Besen? Fast hätte ich die Fussabstreifer vergessen, es ist schon sehr lange her.
Allem Spott zum Trotz, zumindest kann man dieser Publikation eine gewisse Eigenständigkeit nicht aberkennen, verglichen mit den anderen (Selbst-)beweihräucherungen im Bücherregal. Denn das Buch ist einzigartig, genauso wie es sein Schöpfer ist.
These:
Ein Buch über Kreativität muss selber kreativ sein um glaubwürdig zu sein
Denn ansonsten orientieren sich nahezu alle Bücher, aber auch Videos und Trainingsangebote an den konkreten Erwartungen ihrer, ich bin jetzt mal böse, Konsumenten. Eine der wenigen Ausnahmen, die ich kenne ist ein Buch, das auf dem Cover eine Handgranate abgebildet und ‚gefährlichen Ideen‘ zum Thema hat. Doch auch in diesem Buch nimmt der Leser nicht am kreativen Prozess teil, sondern ihm werden nur die Resultate vorgesetzt.
Während meiner Ausbildung und dann auch im Beruf als Industrial-Designer habe ich an vielen Designprozessen teilgenommen, von denen die meisten ziemlich unkreativ waren. Eine rühmliche Ausnahme war jedoch ein Jahr auf einer kleinen und unbedeutenden Kunstakademie am Ende der Welt in der nördlichen Oberpfalz. Die liegt in Bayern, dem jetzige Söderland und ich werde bei Gelegenheit mal davon berichten.
Dort war ich Zeuge und Mitwirker von wirklich kreativem Schaffens, was mich maßgeblich beeinflusst und letztendlich dazu bewegt hat, mich tiefergehend mit Kreativität zu beschäftigen und meine Erfahrungen auch zu teilen. Dabei ist mir besonders wichtig, die unglaubliche Energie von echter Kreativität erlebbar wiederzugeben und mich nicht in Abhandlungen zu versteigern. Dafür gibt’s Wikipedia.
In dieser Rubrik meines Blogs werde ich daher eine Geschichte erzählen. Genauer genommen ist diese Geschichte die Niederschrift von kreativen Prozessen als kreativer Prozess selbst. Darum schert sie sich wenig oder bisweilen gar nicht um Realitätstreue oder Ordnung, sondern lässt alles weg, was die Kreativität behindert.
Es geht um das Miterleben mitgerissen zu werden im Strudel der sich überschlagenden Ideen, oder sich mit einem Befreiungsschlag aus festgefahrenen Gedanken zu lösen, Initiative zu übernehmen oder sich (ver-)führen lassen. Kreative Menschen fühlen, was sie im Augenblick brauchen, um weiter zu kommen. Sie hören auf Herz, Bauch und Verstand.
Darum soll es in dieser Geschichte gehen. Sie soll Kreative ermuntern weiter zu machen, nicht aufzugeben im Kampf gegen die Unkreativität. Außerdem soll sie für etwas Verständnis für die Kreativen werben. Sie mögen irre und verrückt erscheinen und werden daher oft missverstanden. Aber sie können nicht anders, sie können ihre Kreativität nicht ausschalten, sie ist einfach immer da.
Diese irre Geschichte und die etwas ernster gehaltenen Artikel über Kreativität sollen sich gegenseitig ergänzen und zu einem umfassenderen Verständnis für die Kreativität führen und werden durch unsere Trainingsangebote auch direkt geschult.
Genug gelabert, es geht jetzt los:
Der Leser oder Zuhörer wird Teil des Teams einer Consulting-Agentur. Diese Agentur berät ihre Auftraggeber, was keine Besonderheit darstellt, nur… sie verspricht für jedes Problem die schlechteste Lösung zu finden. Und das macht sie. Und zwar sehr erfolgreich!
Bitte keine Einwände, du bist hier als Leser in dieser Agentur nur der Praktikant bei den 13Flocken und hast nichts zu melden. Wenn du denkst es besser zu wissen, gründe deine eigene Beraterfirma. Niemand hält dich davon ab!
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